Wir verwenden auf unserer Website Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Um Ihnen ein komfortables Online-Erlebnis zu ermöglichen und unsere Kommunikation zu verbessern, klicken Sie auf „ALLE AKZEPTIEREN“. Damit stimmen Sie der Verarbeitung und der Weitergabe Ihrer Daten an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen zu. Sie können Ihre Einwilligungen jederzeit in den Einstellungen widerrufen.
Erkenntnisse aus dem DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2025
Hohes Unfallrisiko durch Cannabis und Alkohol
09. Sept. 2025
Viele Verkehrsunfälle geschehen durch Fehlverhalten von Menschen. Dabei spielt – neben überhöhter Geschwindigkeit und Ablenkung – insbesondere auch der Konsum von Alkohol oder Drogen wie etwa Cannabis eine nicht zu unterschätzende Rolle. „Mit strengeren Blutalkoholwerten kann nachweislich die Zahl der Verkehrstoten reduziert werden – genau das sollte auch in der Debatte um Cannabis-Grenzwerte berücksichtigt werden“, sagt DEKRA Verkehrspsychologe Dr. Thomas Wagner. Daneben dürfe aber auch die Prävention nicht vernachlässigt werden. „Dazu gehört die Bereitstellung von Finanzmitteln unter anderem für Behandlungen, zielgruppengerechte Aufklärungskampagnen und Beratungsangebote“, betont der Experte unter Verweis auf den DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2025 „Mobilität im Wandel der Zeit“.
Dauer, Häufigkeit und Intensität des Cannabiskonsums sind entscheidend
Mangelnde Selbsteinschätzung der Fahrsicherheit
Viele tödliche Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss
In vielen Ländern genießt Cannabis mittlerweile den Ruf einer „Lifestyle-Droge“, die sich vor allem bei jungen Menschen einer hohen Akzeptanz und Beliebtheit erfreut. Allerdings kann die etwa in einem „Joint“ enthaltene Menge an Tetrahydrocannabinol (THC) stark schwanken. Mit der Folge, dass die Konsumierenden gar nicht wissen, wie viel THC sie tatsächlich aufnehmen. „Damit steigt das Risiko, nicht mehr unbedingt fahrtauglich zu sein, denn Cannabis beeinflusst wie alle psychoaktiven Stoffe unser Nervensystem und damit Komponenten der Leistungsfähigkeit, die für das sichere Führen von Fahrzeugen unverzichtbar sind“, gibt Thomas Wagner zu bedenken.
So betreffen Fahrunsicherheiten, die nach Cannabiskonsum zu beobachten sind, vor allem das Spurhalten, die Regulierung der Fahrgeschwindigkeit sowie den Umgang mit Vorrangregelungen. Speziell bei jungen Autofahrenden seien im Zusammenhang mit dem Konsum von Cannabis Auffälligkeiten wie langsameres Fahren, häufigeres Überqueren der Mittellinie mit vermehrt abrupten Lenkradbewegungen und verlängerte Reaktionszeiten festzustellen. Internationale Studien belegen ein weiteres Problem: Je intensiver und häufiger der Cannabiskonsum, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für riskante Fahrmanöver, zum Beispiel für unerlaubtes Überholen oder die Missachtung von Geschwindigkeitsvorschriften. „Dauer, Häufigkeit und Intensität des Cannabiskonsums begünstigen zudem das Auftreten von Gesundheitsrisiken, die sich leicht zu Fahreignungsmängeln zum Beispiel in Form von Suchterkrankungen, Psychosen oder Depressionen verdichten können“, sagt der DEKRA Experte.
Mangelnde Selbsteinschätzung der Fahrsicherheit
Grundsätzlich erhöht sich das Unfallrisiko nach dem Konsum von Cannabis leicht bis moderat und deutlich weniger prägnant als unter Alkoholeinfluss. Die verfügbaren Zahlen schwanken allerdings stark und sind infolge methodischer Schwächen nur eingeschränkt valide. Auszugehen ist grundsätzlich von einem rund zweieinhalbfach erhöhten Risiko. Noch höher steigt das Risiko, wenn man sich nur die Gruppe der jungen Fahrerinnen oder Fahrer unter 25 Jahren anschaut (dreifaches Risiko) – und besonders gefährlich ist die kombinierte Wirkung von Cannabis und Alkohol.
Die Selbsteinschätzung der Fahrsicherheit nach dem Konsum eines Cannabisprodukts wird durch gleich zwei unbekannte Größen erschwert oder sogar unmöglich gemacht: Erstens ist die aufgenommene Dosis unbekannt und zweitens fällt der individuelle Stoffwechsel sehr unterschiedlich aus. Darunter leidet die eigentlich notwendige Sensitivität für die fahrsicherheitsrelevante Wirkung eines Rauschzustandes. „In Abhängigkeit vom Konsummuster sollte man daher nach dem Cannabiskonsum und vor der Verkehrsteilnahme eine Wartezeit von 12 Stunden einzuhalten, da Beeinträchtigungen der Fahrsicherheit auch unterhalb des zum Beispiel in Deutschland geltenden Grenzwerts von 3,5 ng/ml THC auftreten können“, rät Thomas Wagner.
Trunkenheit am Steuer kann tödlich enden
Dass insbesondere Alkohol im Straßenverkehr eine enorme Gefahrenquelle darstellt, ist ebenfalls seit langem bekannt. Laut diversen Statistiken wurde bei 20 Prozent aller tödlichen Unfälle in Ländern mit hohem Einkommen sowie zwischen 33 und 69 Prozent in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen eine Blutalkoholkonzentration über dem jeweils gesetzlichen Limit festgestellt. Die daraus resultierenden alkoholbezogenen Unfallfolgekosten sind – abgesehen vom menschlichen Leid – immens.
Aus langjähriger Erfahrung in Deutschland ist bekannt, dass alkoholauffällige Kraftfahrerinnen und -fahrer meistens an einer Alkoholkonsumstörung mit klinischen Merkmalen leiden. Diese Konsumstörung kann unterschiedliche Schweregerade annehmen und sollte daher eindeutig diagnostiziert werden. Eine DEKRA Studie mit 840 erstmals auffällig gewordenen Trunkenheitstätern bestätigt diese Feststellung. Circa 15 Prozent wurden als alkoholabhängig diagnostiziert, etwa 30 Prozent als schwere „Alkoholmissbräuchler“ eingestuft, etwa 50 Prozent gelten als riskante Alkoholkonsumenten im Sinne einer Alkoholgefährdung und weniger als 5 Prozent ohne klinische Relevanz.
Ein innovativer Lösungsansatz als Vorschlag für die Überarbeitung der Führerscheinrichtlinie der Europäischen Union, konzipiert in Sachen Suchtbehandlung, könnte mit einer obligatorischen Diagnostik nach einem schweren Alkoholverstoß im Straßenverkehr beginnen – verbunden mit Empfehlungen und Interventionsvorschlägen zur Wiederherstellung der Fahreignung. „Im zweiten Teil des Untersuchungssettings könnten sogenannte Kurzinterventionstechniken dazu beitragen, möglichst frühzeitig die Bereitschaft zur Änderung des Trinkverhaltens zu initiieren“, empfiehlt der DEKRA Verkehrspsychologe. Dies sei aber derzeit noch Zukunftsmusik und stehe aktuell in Deutschland nicht zur Diskussion.
Weitere Hintergründe zum Thema wie auch zu vielen weiteren Aspekten rund um die „Mobilität im Wandel der Zeit“ finden sich im DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2025. Er steht unter
www.dekra-roadsafety.com
online zur Verfügung.