Erkenntnisse aus dem DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2025

Wie Regeln Unfallzahlen senken können

10. Dez. 2025 Sicherheit im Verkehr

Dass die Zahl der Verkehrsunfallopfer in vielen Ländern seit Jahrzehnten sinkt, ist kein Zufall. Neben der Weiterentwicklung der Fahrzeugtechnik und des Rettungswesens sowie Infrastruktur-Maßnahmen haben auch gesetzliche Vorschriften zu der positiven Entwicklung beigetragen. Regelungen zu Themen wie Sicherheitsgurt, Geschwindigkeit, Alkohol am Steuer, Helmpflicht auf Motorrädern oder Nutzung von Mobiltelefonen während der Fahrt zeigen Wirkung. Welche Maßnahmen in bestimmten Ländern besonders effizient waren, belegt der DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2025 „Mobilität im Wandel der Zeit“.

  • Erfolgreiche Regulierung bei Geschwindigkeit, Alkohol, Gurt und Helm
  • Strengere Sanktionen bei Verkehrsverstößen zeigen Wirkung
  • Verkehrssicherheitsarbeit darf kein kurzfristiger Aktionismus sein
Die Entwicklung der Verkehrssicherheit in zahlreichen Ländern macht eindrucksvoll deutlich, dass entschlossenes politisches Handeln Leben retten kann. „Die Rahmenbedingungen unterscheiden sich von Staat zu Staat. Klar ist aber: Gezielte Reformen, technische Innovationen und konsequent durchgesetzte Regeln führen überall dort zu messbaren Erfolgen, wo sie langfristig verfolgt werden“, sagt DEKRA Unfallforscher Markus Egelhaaf. Ein internationaler Vergleich im DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2025 macht sichtbar, welche Maßnahmen besonders wirkungsvoll waren und wie verschiedene Staaten ihre Straßen Schritt für Schritt sicherer gemacht haben.
Deutschland zum Beispiel setzte früh auf verbindliche Regeln und technische Standards. Schon 1956 wurde mit der Einführung eignungstechnischer Gutachten – ab 1960 bekannt als Medizinisch-Psychologische Untersuchung – ein Instrument geschaffen, das die Fahreignung von Risikogruppen überprüfbar machte. In den 1970er-Jahren folgten entscheidende Schritte: Tempolimits auf Landstraßen, die damals neue Promillegrenze sowie die Anschnall- und Helmpflicht verbesserten die Sicherheit erheblich. Spätere Maßnahmen wie der verpflichtende Einsatz von Kinderrückhaltesystemen oder die Null-Promille-Regel und der Führerschein auf Probe für Fahranfänger setzten weitere Impulse. Diese Kombination aus Prävention, Regulierung und technischer Ausstattung führte langfristig zu sinkenden Unfallzahlen.

Große Fortschritte in zahlreichen weiteren europäischen Staaten

Frankreich verfolgt seit 1972 eine koordinierte Verkehrssicherheitsstrategie, in deren Rahmen ein eigener interministerieller Ausschuss eingerichtet wurde. Tempolimits auf Autobahnen, Helmpflicht und eine ausgeweitete Gurtpflicht trugen wesentlich zum Rückgang der Opferzahlen bei. Besonders wirksam zeigte sich die Absenkung des Alkoholgrenzwerts sowie später das Verbot des Telefonierens ohne Freisprechanlage. Mit der Reduktion des Tempolimits auf zweibahnigen Landstraßen im Jahr 2018 setzte Frankreich ein weiteres Zeichen für mehr Sicherheit.
Schweden gilt weltweit als Vorreiter in Belangen der Verkehrssicherheit– nicht zuletzt durch den Ansatz der „Vision Zero“. „Der umfassende Mix aus streng kontrollierten Alkoholgrenzen, klar strukturierten Geschwindigkeitsvorgaben und obligatorischen Schutzausrüstungen sowie Investitionen in Infrastruktur und Forschung bildete die Grundlage für eine beeindruckende Reduktion der Unfallzahlen“, betont der DEKRA Unfallforscher. Die Einführung des Rechtsverkehrs, die Verpflichtung zum Tragen eines Helms und das Verbot der Handynutzung am Steuer verdeutlichen den konsequenten schwedischen Ansatz, Risiken systematisch zu minimieren.
Spanien erreichte vor allem seit den 1990er-Jahren große Fortschritte. Neben gesetzlichen Maßnahmen wie der Gurtpflicht, der Helmpflicht und der Absenkung des Alkoholgrenzwerts setzte das Land verstärkt auf Überwachung und Sanktionierung – etwa durch Radarkontrollen und den 2006 eingeführten Punkteführerschein. Investitionen in sicherere Straßen, der Ausbau von Kreisverkehren und bessere Beleuchtungskonzepte trugen zusätzlich zu einem spürbaren Rückgang der Verkehrstoten bei. In den 2010er-Jahren kamen Maßnahmen zur Förderung des Fußgänger- und Radfahrerschutzes hinzu.

Strikte Vorgaben auch in Japan, Australien und den USA

In Japan war es ebenfalls die Kombination aus langfristiger Strategie und konsequenter Umsetzung, die zur Verbesserung der Verkehrssicherheit führte. Bereits mit dem „Traffic Safety Policies Basic Act“ von 1970 legte das Land ein umfassendes Konzept vor. Strenge Alkoholkontrollen, moderne Ampelsysteme mit Countdown-Anzeigen und eine über Jahrzehnte hinweg ausgeweitete Gurtpflicht führten zu mehr Sicherheit auf den Straßen. Verschärfte Regeln zur Nutzung von Mobiltelefonen und für E-Roller sowie strengere Sanktionen bei Verkehrsverstößen festigten den Trend.
Australien wiederum setzt stark auf technische Standards und die konsequente Überwachung des Straßenverkehrs. Seit den 1970er-Jahren müssen neue Fahrzeuge mit Sicherheitsgurten ausgestattet sein, ergänzt durch Helmpflicht für Zweiradfahrende, stichprobenartige Alkoholtests und den flächendeckenden Einsatz von Radar- und Rotlichtkameras. Parallel investierte das Land in sichere Straßen etwa durch Rüttelstreifen am Fahrbahnrand (sog. Rumble Strips) und breitere Seitenstreifen. Die Fahrradhelmpflicht, die ab den 1990er-Jahren immer weiter ausgeweitet wurde, rundete das Sicherheitskonzept ab.
Die Vereinigten Staaten zeigen ein heterogenes Bild, da die Gesetzgebung weitgehend in der Verantwortung der einzelnen Bundesstaaten liegt. Dennoch sind klare Muster erkennbar: Die landesweit geltenden Null-Toleranz-Regeln in puncto Alkohol für junge Fahrer, die weitreichenden Verbote der Handynutzung am Steuer sowie die Regelungen zu Kinderrückhaltesystemen erwiesen sich als überaus wirksam. Besonders die Einführung sogenannter „primärer Gurtpflichtgesetze“, die es der Polizei erlauben, Verstöße direkt zu ahnden, führte in vielen Bundesstaaten zu einem deutlichen Rückgang der Opferzahlen. Dennoch bleibt Luft nach oben: Die heterogene Rechtslage, mangelhafte Infrastruktur insbesondere für Fußgänger und Radfahrende sowie die teils nachlässige Durchsetzung führen dazu, dass die USA im internationalen Vergleich weiterhin ein hohes Risiko im Straßenverkehr aufweisen und in den letzten Jahren deutlich steigende Opferzahlen verzeichnen mussten.
Ungeachtet aller regulatorischer Maßnahmen ist für den DEKRA Experten Markus Egelhaaf klar: „Verkehrssicherheitsarbeit darf niemals ein kurzfristiger Aktionismus sein, sondern ist nur als permanenter Prozess erfolgreich.“ Seiner Ansicht nach kommt es vor allem auf das gut koordinierte Zusammenspiel präventiver technischer, organisatorischer und infrastruktureller Maßnahmen zur Unfallvermeidung und Unfallfolgenminderung an – eingebettet in einen ganzheitlichen Ansatz, der alle Verkehrsteilnehmer im Blick behält.
Weitere Hintergründe zum Thema wie auch zu vielen weiteren Aspekten rund um die „Mobilität im Wandel der Zeit“ finden sich im DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2025. Er steht unter www​.dekra-roadsafety​.com zur Verfügung.